Feiertage und Feierlichkeiten

Êzîden

Çarsema Sor – roter Mittwoch

Çarsema Sor ist ein religiöse Neujahrfest.

Carsem besteht aus kurd. „car“ für Vier und „sem“ für Woche, damit ist der „vierte Tag der Woche“ gemeint, der der Mittwoch ist. Kurd. „sor“ bedeutet rot. Der erste Tag in der Woche fängt bei den Kurden am Sonntag an.
Carsema Sor ist ein religiöser Neujahrsfest und wird am ersten Mittowch im April gefeiert, was nach êzîdîschem Kalender, dem in Deutschland gültigen gregorianischen Kalender, um 13 Tage nachgeht. Nach den alten Überlieferung zufolge erreichten die Sonnenstrahlen zum ersten Mal die Erde, sodass sich der Himmel rot färbte. Daher kommt der Name „ roter Mittwoch“. Des Weiteren war es der Tag, an dem das Oberhaupt der êzîdîschen Erzengel Tawisî Melek erstmals auf die Erde kam. Tawisî Melek ist der Mittelpunkt der sieben Erzengel. Der Mittwoch ist der Ruhetag der Êzîden, ähnlich dem Sonntag für die Christen. Der April wird von Êzîden auch die „Braut des Jahres“ (dt.“Bûka salê) genannt. Sie glauben, dass in diesem Monat die Engel heiraten. Aus diesem Grund ist es den Êzîden untersagt, eine Hochzeit oder eine Verlobung zu feiern.

Ein weiteres Brauch am Tag vor dem Rotem Mittwoch, ist das Färben von Eiern, sowie es die Christen an Ostern tun. Im Yezidentum haben diese gefärbten Eier eine besondere Bedeutung. Sie stellen die Ur-Perle dar, aus dessen Explosion das gesamte Universum entstanden ist. Die gefärbten Eier erinnern an die Vollendung der irdischen Schöpfung und dem damit einhergehenden Beginn des Lebens. Zu diesem Brauch laden wir alle Kinder im Gemeindehaus ein, um gemeinsam die Eier für das bestehende Fest zu bemalen. Es kommen Êzîden, um sich gegenseitig zum Neujahr zu beglückwünschen. Mit kurdische Livemusik, traditionellen Tänzen und Speisen wird auch dieses Fest in geselliger Atmosphäre gefeiert.

Ida Êzîdîa

Ida Êzîdî bildet den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Es ist das Fester der Êzîden.  Insgesamt 9 Fastentage, die auf 3 Wochen verteilt sind.  Die erste Woche von Dienstag bis Donnerstag sind es Fastentage zu Ehren Shesims. Am Freitag das Fest zu Ehren Shesims.
Die zweite Woche von Dienstag bis Donnerstag sind es Fastentage zu Ehren Xwudan. Am Freitag das Fest zu Ehren Xwudan.
In der letzte Woche wird zu Ehren Gottes gefastet, denn Gott schuf die heiligen Engel, die Erde zu vollenden.
Dieses Fest wird in einer größeren Runde gefeiert. An diesem besonderen Tag werden außerdem Gäste andere Glaubensgemeinschaften eingeladen.
Dieses Fest wird ebenfalls mit Musik, Essen und Tänze gefeiert.

Cejna Xidir Ilyas û Xidir Nebî

Xidir Îlyas und sein älterer Bruder Xidir Nebî haben vom heiligen Wasser der Unsterblichkeit getrunken.

Sie werden auf fliegende Schimmel (weißes Pferd) beschrieben.

Cejna Xidir Ilyas
Das Fest Xidir Ilyas wird zu Ehren des gleichnamigen Heiligen Xidir Ilyas gefeiert.
Xidir Ilyas ist der Schutzheilige der Kranken, Reisenden, Gefangenen und Armen. Das Fest  findet am ersten Donnerstag im Februar nach êzîdîschem Kalender statt.An den drei Tagen vor dem Fest wird gefastet. Montag bis Mittwoch wird von Sonnnenauf- bis Sonnenuntergang gefastet.
In der Nacht vor dem Fest wird ein salziges Brot gebacken „Totika şor“ und „Poxin/Pexûn“ einen süssen Weizenbrei (aus Mehl, Kichererbsen und andere bestimmte Zutaten hergestellt) was mit Ahornsirup versüsst wird.  Über Nacht, so glauben die Êzîden, wird das Poxin von Xidir Ilyas und Xidir Nebî gesegnet.Obwohl das Fasten für alle Êzîden gilt, hat es eine besondere Bedeutung für diejenigen, die den Namen Xidir oder Ilyas tragen. Während die êzîdîschen Kurden in Georgien, Russland und Armenien das Xidir-Nebî-Fest freitags feierlich begehen, feiern die anderen am Donnerstag Xidir Ilyas und Xidir Nebî am Freitag.  Bei dieser Tradition sind junge Frauen und Männer im heiratsfähigen Alter angesprochen.  Sie essen ohne Wasser zu trinken und legen sich zum schlafen. Der Mann oder die Frau, welcher/welche dann im Traum das Wasser reicht, soll der Bräutigam oder die Braut werden. Eine unverheiratete junge Frau legt zudem ein Stück dieses Brotes ans Fenster und wartet drauf, dass ein Vogel es nimmt. In der Richtung, in der der Vogel fliegt, soll sie als Braut gehen. Poxin oder Pexun ist ein Breiartiges Süßspeise der vor dem Eingang des Hauses gestellt wird. Man glaubt, wenn die heiligen Brüder mit ihren Pferden das Haus betreten dann würden sie auf dem süßen Brei ein Spur hinterlassen oder man findet ein Haar (vom Pferd). So weis man das die Brüder da waren und das Haus gesegnet ist.

Cejna Xidir Nebî
Das Fest Xidir Nebî wird zu Ehren des Heiligen Xidir Nebî gefeiert.Xidir Nebî ist der Schutzpatron der Liebe und der Wünsche. Das als heiliger Tag geltende Xidir Nebî ist zugleich eine Zeit der Gemeinschaft, in der die ezidischen Gläubigen die Gelegenheit haben, sich kennen zu lernen, begegnenund ihre Familien zu besuchen. Cejna Xidir Nebî findet am ersten Freitag im Februar statt. Das Fest könnte man auch das Fest der Liebende nennen, gleichzustellen mit dem Valentinstag der Christen. Die historische Überlieferung stellt bei diesem Fest zwei Engel in den Vordergrund. Xidir Nebî als Schutzheiligen der Liebenden, der Liebe und der Wünsche, Xidir Ilyas als Schutzheiligen der Kranken, Reisenden, Gefangenen und Armen.Beide sind Brüder. Der Überlieferung nach kommt der Engel Xidir Nebî am Donnerstag auf einem weißen Pferd auf die Erde. Der Reiter kommt in die Häuser und segnet sie.  Sobald die Hufe des Pferdes die Erde berühren, wird Xidir Nebî mit seinem Pferd so klein, dass er die Häuser der Êzîden durch Fenster und Türen betreten kann.  Daher dürfen an dem Donnerstag bzw. Freitag Fenster und Türen nicht verschlossen werden.  Die Häuser müssen vor diesem bedeutenden Tag sauber und rein sein. An dem Tag darf nicht gebadet werden, nichts im Haus darf nass sein, Haarekämmen, die Benutzung von Seife oder Näharbeiten mit Nähnadeln gelten als Sünde.Denn wenn die Böden mit Wasser gereinigt sind, könnten große Pfützen den Schritt des Pferdes behindern, eingeseifte Flächen könnten sich in große rutschige Flächen verwandeln, die Haare könnten durch das Kämmen zu Wäldern und Nähnadeln zu Dornen werden und somit das Pferd des Engels behindern.So würde Xidir Nebî, ohne die Erde zu betreten, umkehren. Dies würde bedeuten, dass das Haus nicht gesegnet wäre und damit Unheil heraufbeschworen würde.Es heißt, während der drei Tage der Fastenzeit werden Kamm und Seife nicht benutzt und es wird nicht gebadet. Vielmehr soll der Verzicht dazu dienen, dass die Menschen sich vor dem Fest auf die Reinigung der Seele, der Gedanken und des Herzens konzentrieren Am Freitagmorgen holen dann die yezidischen Frauen vom Brunnen Wasser, das an diesem Tag einen heiligen Stellenwert hat. Es ist gesegnet, weshalb es alle Familienmitglieder trinken und ihr Gesicht damit benetzen. Das erste Wasser an diesem Tag ist besonders heilig, weshalb es von allen vorgezogen wird.

Newroz

Das kurdische Neujahrsfest Newroz, das am 21.März gefeiert wird, ist aus dem Widerstandsgeist des kurdischen Volkesentstanden und symbolisiert diesen bis heute. ,,Newroz“ heißt wörtlich „der neue Tag“ und hat sich aus den Wörtern ,,nu“ (neu) und,,roj“ (Tag) über ,,nur“‚ und ,,nuroz“ zu ,,Newroz“ entwickelt. Als Fest der Wiedergeburt erlangte es zuerst bei den Kurden Bedeutung und wurde dann später auch von anderen iranischen Völkern übernommen. Kurden, Afghanen, Perser, Belutschen, Tatschiken u.a. feiern heute dieses Fest, dass sie alle um ihre eigenen nationalen Bräuche bereichert haben. Das Newrozfest ist wahrscheinlich das älteste, kurdische Fest. Es wurde erstmals 612 v.Chr. in den Kusi- und Med-Reichengefeiert.Die Geschichte :
Laut der Legende wird erzählt, dass der Kurde Kawa einen großen Heldenrolle des Newroz Mythologie spielt. Denn er war es, der das Volk überzeugen konnte Widerstand gegen die Despotenherrschaft zu leisten. Der Tyrann namens Dehokder sogar sein Vater umgebracht hatte, um sich dadurch an die Macht bringen zukönnen wuchsen ihm eines Tages zwei Köpfe/Schlangen auf seinem Schulter. Als er verzeifelt Rat bei Ärzte holen wollte hat man ihm empfohlen, er soll die Köpfe/Schlangen mit Gehirnen von jungen Männern füttern. So gab er seinen Wächtern den Befehlt täglich zwei junge Männer umzubringen. Das Volk konnte nichts gegen dem Tryannmachen – sie waren wehrlos. Kawa war ein Schmied gewesen und konnte es nicht mehr ertragen das junge Männer sein Leben für ein Diktator opfern müssen.
Er kämpfte gegen das Leid des Volkes . Nachdem schon viele junge Männer ihr Lebenopfern mussten, hatte er eine Idee. Eines Tages nahm er sein Sohn mit und ging persönlich zum Dehok. Er sagte wenn er schon sein Sohn opfern muss dann bringt er ihn persönlich vorbei. Der Dehok glaube ihm und freute sich. Kawa hatte sein Schmiedhammer dabei gehabt, er schlug dann mit seinem Hammer mehrmals auf Dehok und die angewachsene Köpfen.  Kawa hatte es geschafft durch sein Mut , Hoffnung und in dem er sich für die Freitheit des Volkes engagiert hat, den Tryann zu stürzen. Kawa ist danach auf einen hohen Berggestiegen und hat dort ein großes Feuer entzündet um den Sieg zu verkünden. Deshalb ist Feuer ein wichtiges Symbol für Newroz.
Seit 1982 spielt außer Kawa, noch ein anderer Kurde eine sehr große Rolle an Newrozfest. Seit dem wird dieser Fest an Mazlum Dogan gewüdigt.
Er war Redakteur bei der kurdischen Zeitung. Serxwebûn gewesen und auch er setzte sich für sein Volk ein und war in seinem jungen Jahren aktiv gewesen. 1979 wurde er deswegen inhaftiert.
Als Protest gegen die türkische Regierung setze er an Newrozfest 21.03.1982 sein Gefängnis Zelle mit drei Streichhölzer ins Brand und erhängte sich. Heute noch werden an Newroz Festen Feuer angezündet als Zeichen der Widerstandes und Hoffnung auf Frieden.

Bisk

„Bisk“ bedeutet im kurdischen „Haarsträhne“ und wird nur bei männlichen Êzîden praktiziert.
In der Regel wird Bisk im ersten Lebensjahr vollzogen und gilt als Pflicht.
Bei dem Bisk wird dem Jungen, von seinem zuständigen Shêx (Shêxê biskê), an drei verschiedene Stellen „Haarsträhnen“ (daher der Name Bisk) abgeschnitten. Währenddessen spricht er das êzîdîsche Gebet zum Anlass der Bisk, den Qewl bisk. Solange die Bisk nicht vollzogen ist, ist es untersagt, die Haare des Kindes selbst zu schneiden.
Die Haarsträhnen bewahrt der Shêx bei sich auf.
Diese Zeremonie wird feierlich mit Musik und gute Stimmung gefeiert. Auch hier werden die Verwandte und Freunde zu einem gemeinsamen Essen eingeladen.

Trauerfeier

Eine Trauerfeier findet in der Regel an Wochenenden im Gemeindehaus statt. Somit hat die Verwandtschaft des Verstorbenen, die Möglichkeit, sich persönlich bei der angehörige Familie ihren Beileid auszusprechen. Gibt es zwei Todesfälle, so ist es unvermeidbar, dass auch unter der Woche die Räumlichkeiten für Trauerfeier vermietet werden. Bei Trauerfeiern ist es ebenfalls traditionell, dass die Familienangehörigen des Verstorbenen eine Vielzahl an Speisen zubereiten und an alle Trauergäste, die den Verstorbenen gedenken wollen, sich an der Tafel bedienen können.